Chronik

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“

– Friedrich Nietzsche

Unsere ChronikU

 

1762 – 1764 Pulver und Schützenehrung in fest corp. christi,  auch den Musikanten per annum, (Fronleichnam)

1790 wird unter Ausgaben eine Gesamtsumme für den Kirchenpfleger, dem Meßmer, den Musikanten und für die Kreuz und Fahnenträger genannt

1802 wird ein Betrag für die Anschaffung von Musikalien ausgewiesen

1814 fand für beigeschaffte Musikinstrumente, auch auf Zutun der Gemeinde, eine Geldsammlung statt. In Quittungen und Rechnungsauszügen erscheinen nun die Ausgaben für die Musikanten in ziemlicher Regelmäßigkeit. Daher soll hier die Erwähnung der Musikkapelle nur in größeren Zeitschritten aufgezeigt werden.

1867 Aus einem Visitationbericht: Die Chormusik ist mit Ausnahme der Blasmusik sehr mangelhaft.

1876 Lehrer Blasius Kirchmann erhält für seine Musikanten und fürs Schmalzsammeln für das ewige Licht seinen Lohn.

1878 wird ein Blasinstrument repariert

1883 berichtet der damalige Pfarrherr, dass Tusche und Märsche in der Kirche abgeschafft sind

1890 bezieht Lehrer Löchle 0.50 M für Klarinettenblätter und 2,30 M fürs reparieren von 2 Klarinetten

1895 Aus einem Visitationbericht: Die Chormusik ist gut, neben der Instrumentalmusik kommt auch die Vokalmusik im Choral zur Geltung

1899 erkennen wir die Musikanten auf 2 Fotos bei der Glockenweihe in Gestratz

1903 feierten der Dirigent und Altbürgermeister Buomann aus Altenburg und der Altdirigent und Schumachermeister Rasch, ebenfalls aus Altenburg, ihr 50jähriges Musikjubiläum. Rasch hatte schon mit 14 Jahren bei Altmusiker Huber, Thalendorf, Musikunterricht erhalten. Unter der Stabführung von Martin Buomann wagte sich 1871 die Musikkapelle an die schwersten Musikstücke und errang beim Preisblasen in Wangen den 1. Preis. Sie stellte sich nicht nur in den Dienst der Gemeinde und Kirche ( Veteranen und Prinzregentenfeste, Hochzeiten und Fronleichnam), sonder sie spielte auch mit grossem Erfolg zum Tanze an vielen Orten des Westallgäus auf. 1873 wurde eine Vereinsfahne angeschafft.
In den Kassenbüchern und Visitationsberichten der Pfarrei tauchen die Musikanten bereits in den ältesten Schriftstücken des Pfarrarchives auf. Die Daten der kirchlichen Schriften und Kassenbüchern ermöglichten auch den erforderlichen Nachweis für die Verleihung der PRO MUSICA PLAKETTE an die Musikkapelle Gestratz.

Hier verlassen wir das Kirchenarchiv und wenden uns dem von Erwin Schmid angelegten und geführten Protokollbuch zu.

1904 die Musikkapelle will ihre Tätigkeit wegen Überalterung und Nachwuchsmangel einstellen

1905 Junge und alte Musiker gründen eine Musikgesellschaft mit dem Namen Fidelia. Josef Weiss wird Musikmeister und übernimmt die Ausbildung der Musiker. Im gleichen Jahr gibt die Kapelle im Gasthaus Schweizer, Brugg, ihr erstes Konzert. Sie verabschiedet den Lehrer Jäger, der den Musikern das Notenlesen beigebracht hat.
Zum ersten Mal geht die Musikkapelle zum Silvesterblasen und beginnt damit eine bis heute beliebte Tradition.

Bis zum ersten Weltkrieg steht die Musikkapelle im Mittelpunkt des regen Dorflebens. Sie spielt bei Hochzeiten, pflegt ein gutes Verhältnis zu anderen Vereinen, wie Radfahrverein, und ist mit ihren Konzerten ein gern gesehener Gast in den Nachbargemeinden.

1906 Konzert in Röthenbach

1907 Konzert in Grünenbach

1908 Beteiligung am Veteranenfest in Heimenkirch und an der Standartenweihe des Radfahrvereins Gestratz. Der erste Ausflug der Musikkapelle führt nach Friedrichshafen.

1909 Teilnahme an einem Preisblasen in Isny, 2. Preis

1912 Teilnahme am Krieger und Veteranenfest in Heimenkirch

1913 Anschaffung von neuen Instrumenten in Militärqualität

1914/18 Der 1. Weltkrieg ruft nun die meisten Kameraden zu den Waffen. Nur unter Mitwirkung auswärtiger Musikanten aus Grünenbach, Röthenbach, Eglofs und Isny kann sie bei den Trauergottesdiensten für die gefallenen der Gemeinde mitwirken.

1919 Alle Mitglieder der Musikkapelle kehren glücklich in die Heimat zurück und es ist erstaunlich, mit welchem Idealismus und mit welcher Tatkraft die Musikkapelle ihre Nachkriegstätigkeit beginnt.

1920 Mitwirkung beim Jubiläumsfest der Musikkapelle Isny und Beteiligung an der Fahnenweihe des Krieger und Veteranenvereins in Maierhöfen. Mit der Anschaffung von Holzblasinstrumenten stellt der Musikmeister Weizenegger eine Harmoniemusik zusammen. Die große Trommel stiftet dazu die Kirche.

1921 beteiligte sich die Musikkapelle an der Einweihung des Kriegerdenkmales in Maierhöfen.

1922 kommt die Musikkapelle durch die Geldentwertung in finanzielle Schwierigkeiten. Großzügige Spenden einiger Gemeindebürger verhindern ihre Auflösung

Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges spielt die Musikkapelle alljährlich zu Jubiläen, dörflichen und kirchlichen Festen, bei verschiedenen Vereinsanlässen, Hochzeiten und Beerdigungen.

1924 beteiligt sich die Musikkapelle an der Fahnenweihe des Schützenvereins Röthenbach. Sie gibt bei der Christbaumfeier ein Konzert und geht ab sofort mit 2 Abteilungen zum Silvesterblasen

1925 Musikmeister Anton Weizenegger wird zu seinem 25 jährigen Jubiläum geehrt

1926 Die Musikkapelle schafft sich neue Uniformen an, die sie am Fronleichnamsfest zum ersten Mal trägt.

1927 Der alte Musiklehrer Jäger wird in Buchenberg besucht. 1905 hatte er den Jungmusikern das Notenlesen beigebracht.

1928 Am Neujahrstag gibt die Musikkapelle aus Dankbarkeit wegen der zahlreichen Spenden beim Silvesterblasen ein Konzert. Großen Beifall erhält sie bei einem Konzert in Eglofs. Beim Kinderfest in Isny wird wie in den 4 Jahren zuvor zum Tanz aufgespielt. Otto Jarde wird zum Musikmeister gewählt.

1929 Beim hundertjährigen Musikjubiläum in Niederstaufen geben die Musikkapelle Gestratz und Scheidegg ein gemeinsames Konzert. Bei der Eröffnung von Bad Altensberg übernimmt sie den musikalischen Teil.

1930 gibt sie beim Hodrius ein Konzert, anläßlich des 25 jährigen Bestehens. Von Fotograf Sauter in Isny wird die Musikkapelle Gestratz fotografiert. Sie beteiligt sich beim Bezirksveteran-Gaufest in Isny und spielt zum 30 jährigen Bestehen des Radfahrvereins Gestratz beim Hodrius ein Ständchen.

1931 Die Erstkommunionkinder werden feierlich zur Kirche begleitet. Beginn einer bis heute ausgeübten Tradition. Bei der 50jährigen Gründungsfeier der Blaskapelle Beuren beteiligt sie sich und spielt im Gesamtchor mit.

1933 Mit Lastwagen und Schiff fährt die Musikkapelle zu ihrem Ausflugsziel, der Insel Mainau und gönnt sich hier einen vergnügten Tag.

1935 beteiligt sie sich beim 100 jährigen Musikjubiläum in Eisenharz

1936 wird nach dem Tode von Otto Jarde einstimmig Eduard Schneider zum Dirigenten gewählt. Der 1. Mai wird als Nationalfeiertag und Tag der Arbeit von der Musikkapelle mitgestaltet.

1937 Konzert in der Brauerei Schäffler in Missen

1938 Die Musikkapelle veranstaltet am Faschingsdienstag gemeinsam mit dem Stopselclub einen Faschingumzug und wird beim Veser mit einer kräftigen Brotzeit mit Most bewirtet

1939 beteiligt sie sich bei der Primizfeier von Theodor Fink, Horben. Sie nimmt am Gautrachtenfest in Altstätten teil.
Auf den 26. August war eine Musikprobe angesagt, die jedoch wegen Kriegsausbruches ausgefallen ist. Drei Musiker waren zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Polenfeldzug.

Mit dieser Aussage des Protokollführers endet für die Musikkapelle ein Zeitabschnitt großer auswärtiger Aktivität und reger Teilnahmen an frohen dörflichen Festen. Es wird still um die Musikkapelle und ihre Tätigkeit beschränkt sich auf die Mitgestaltung der kirchlichen Feste, auf Trauergottesdienste für die gefallenen Kameraden und auf Heldenehrungen.

1945 Beim Heldengottesdienst (26.4.45) für Xaver Rasch, Altenburg, spielte die Musikkapelle die Messe und danach: Ich hatte einen Kameraden, also keine Heldenehrung mehr, da die Hakenkreuzfahnen schon verschwunden waren und das Ende des Nationalsozialismus vor der Türe steht. – Der Krieg ist zu Ende, die französische Besatzungsmacht gibt Verordnungen und Vorschriften für das öffentliche Leben heraus. Der Chronist schreibt: Trotz Verweigerung öffentlicher Musikaufführungen durch die Besatzungsbehörde begleiten wir Musiker den Es-Klarinettisten Willibald Hodrius an seiner Hochzeit vom Standesamt zur Kirche.

1946 Die Musikkapelle beginnt nun mit ihrem Wiederaufbau, spielt Tanzmusik und knüpft wieder die Kontakte zu den Nachbargemeinden. Sie wirkt am Heimatabend mit.

1947 Nach 9jähriger Unterbrechung geht sie wieder mit zwei Gruppen ( 6 und 7 Mann ) zum Silvesterblasen.

1948  Sie nimmt an den Festumzügen der Trachtenvereine in Immenstadt und Ravensburg teil.

1949 Gestratz hat neue Kirchenglocken und die Musikkapelle umrahmt die Glockenweihe mit festlicher Musik. Die aktiven Musiker stiften eine Glocke.

1950/51 spielt sie beim Musikfest in Opfenbach und als Trachtenkapelle beim Trachtenfest in Ebratshofen. (zur Belohnung gibt es 2 Liter Schnaps)

1952/53 ist sie beim Musikfest in Maierhöfen mit dabei. Sie besteht in diesem Jahr aus 21 aktiven und 1 Ehrenmitglied.

1954 spielt sie beim Musikfest in Scheidegg und bei der Fahnenweihe des Trachtenvereins Gestratz.

1955 beteiligt sie sich bei der Kriegerfahnenweihe in Grünenbach und Gestratz. Sie spielt bei den Trachtenfesten in Einsenharz und Unterammergau.

1956/57 Einladung als Festkapelle bei der Kriegerfahnenweihe in Maierhöfen, Teilnahme am Musikfest in Isny.

1958/59 Voll ausgelastet ist die Musikkapelle beim Gautrachtenfest in Gestratz. Die Einweihung des Kriegerdenkmals wird musikalisch umrahmt. Sie nimmt als Festkapelle bei der Kriegerwallfahrt nach Maria-Steinbach teil.

1960/61 spielt sie beim Gautrachtenfest in Börwang. Als Eduard Schneider das Amt des Dirigenten niederlegt, wird Tobias Merath, jun. gewählt. Ihr großes Können zeigt sie am Tag der Blasmusik (Schubertmesse) und bei der Primizfeier von Dr Alois Mößlang. Hier begleitet sie den Messgesang und spielt auch beim Festmahl. Beim Standkonzert auf dem Kirchplatz präsentiert sie sich in der neuen Uniform.

1962 Nach 10 jähriger Pause wird im Adler ein Faschingsball veranstaltet. Er wird ein voller Erfolg und man spricht noch lange darüber. Bei einem Freikonzert, ebenfalls im Adler ehrt Frau Thelen in Vertretung ihres Mannes Professor Fritz Thelen, im Namen des schwäbischen Musikbundes 6 Jubilare. Ein Gartenkonzert in Malleichen wird sehr gut besucht. Nach auswärts geht es zum 50jährigen Jubiläum des Trachtenvereines Rotachtaler Weiler und zum Fest des Trachtenvereins nach Großholzleute. Die Proben nehmen von Jahr zu Jahr zu und die Musiker bringen es in diesem Jahr auf 59.

1965 Tobias Merath legt das Dirigentenamt nieder. Nachfolger wird Ernst Müller. Prof. Fritz Thelen ehrt anlässlich eines Konzertes Johannes Knaushart, der das seltene Fest der 60-Jährigen Mitgliedschaft feiern kann.

1966 Ab diesem Jahr finden in regelmäßigen Abständen Musikbälle und jedes Jahr ein Konzert statt.

1972 Bei der Einweihung der Argenhalle wirkt sie beim Festakt mit und spielt ihr erstes Konzert in der heimeligen Festhalle. Der Bau war nur mit sehr viel Eigenleistung der Bürger möglich geworden.

1973 Einladung der Gemeinde Dettingen in den Schwarzwald zu einem Heimatfest. Die Musikkapelle hinterlässt hier einen sehr guten Eindruck. Daraus entstand eine gute Freundschaft.

1974 Eugen Baur wird mit 22 Jahren zum 1. Vorstand gewählt. Ernst Müller wird als Dirigent bestätigt. Zum ersten Mal seit 65 Jahren nimmt die Kapelle am Wertungsspiel in Oberreitnau teil und erringt in der Unterstufe mit dem Stück Sorella den 1. Rang. Von da an, folgen regelmäßige Teilnahmen an Wertungsspielen. 

1976 Seit langem wird wieder ein Maibaum aufgestellt. Er wird gemeinsam von Trachtenverein und Musikkapelle aufgerichtet. Anschließend wurde das mite einem kleinen Dorffest gefeiert. Die Kapelle führt zum 1. Mal eine Alteisensammlung durch. Mit dem Erlös konnten wir die lang ersehnte Tracht finanzieren.

1977 Beim Fühlingskonzert trat die Kapelle zum ersten mal in ihrer neuen Tracht auf. Somit hatten nun alle Kapellen im Bez. 7 Lindau eine Tracht.

1978 wurde der Altmusiker Erwin Schmid aus Dorenwaid für seine außerordentlichen Verdienste um die Musikkapelle Gestratz zum Ehrenmitglied ernannt. Ihm ist es zu verdanken, dass sich die Chronik der Musikkapelle ab 1849 auf genauere Aufzeichnungen stützen kann. Grundlagen seine Nachforschungen waren gesicherte mündliche Überlieferungen und die Kassen – und Protokollbücher anderer Vereine. So suchte er die noch lebenden Altmusiker auf, um von ihnen Daten, Fakten und Namen zu erfahren, die sonst der Nachwelt verloren gegangen wären. Mutig war seine Schlussfolgerung, dass der Stamm der hiesigen Musik schon aus dem 18. Jahrhundert herauswuchs und somit eine der ältesten des Bezirkes sei. Die kirchlichen Kassenbücher sollten später seine Behauptung erhärten.

1979 Mitwirkung beim 25-jährigen Bestehen der kath. Landjugend.

1981 Anlässlich des 220-jährigen Bestehens und er Fahnenweihe, richtet die Musikkapelle das 19. Bezirksmusikfest aus. Festbetrieb mit Kinderfest, Fahnenweihe mit feierlichem Gottesdienst, Gesamtchor und großem Festumzug. Als Patenkapelle fungierte der Musikverein Dettingen. Es war eine große Leistung, denn es war das erste große Fest nach 1958 in Gestratz.

1983 Erstmals in der Vereinsgeschichte ist das weibliche Geschlecht vertreten und von da an nicht mehr wegzudenken. Feier zum 100-jährigen Bestehen der Krieger- und Soldatenkameradschaft.

1984 Der Imkerverein besteht seit 50 Jahren und die Musikkapelle umrahmt die Feierlichkeiten.

1985 Der Schützenverein feiert sein 100-jähriges Bestehen und die Feuerwehr begeht ihr Fest der Fahnenweihe. 20-jährige Freundschaft mit der Partnergemeinde Nieul le Dolent.

1986 Die Zwillingsbrüder Ulrich und Erich Fink feiern Primiz in ihrer Heimatgemeinde Gestratz.

1987 Die Musiker präsentieren sich das erste Mal in ihrer neuen Lederhose.

1988 Kassettenaufnahme im Studio 80 in Bad Wörishofen.

1989 Der Trachtenverein feiert sein 70-jähriges Gründungsfest

1990 wird Dirigent Ernst Müller für seine 25-jährige Tätigkeit als Dirigent mit der silbernen Medaille am Bande ausgezeichnet.

1991 Zum 230-jährigen Bestehen richtet die Musikkapelle das 29. Bezirksmusikfest aus. Festbetrieb mit Kinderfest, feierlichem Gottesdienst gestaltet vom Männerchor Gestratz, Frühschoppen mit der Gastkapelle Siglingen und dem Trachtenverein Gestratz, Gesamtchor und großer Festumzug druch das Dorf.

Mündliche Überlieferung, Kassenbücher und Visitationsberichte der Pfarrei St. Gallus Gestratz
und das Protokollbuch der Musikkapelle selbst, sind die Quellen, mit denen die Musikkapelle Gestratz den Nachweis ihres Bestehens führen kann.